Tipps
für Einsteiger
Ordnung
muss sein
Von Anfang an ist es sehr wichtig die gesammelten Informationen
sorgfältig aufzubereiten und den richtigen Personen zuzuordnen.
Dazu existieren bereits viele PC-Programme die für jeden Geschmack
etwas bieten, für den Einstieg muss es nicht die Luxusausführung
sein. Es gibt auch ordentliche Free- und Shareware-Programme. Beachtet
werden muss dabei immer, das der GEDCOM-Standard unterstützt wird,
über diesen können die einmal erfassten Daten später in andere Programme
importiert werden.
Wichtig ist auch sich immer zu vermerken, woher die jeweiligen Informationen
oder Materialien stammen, denn die Informationsflut kann rasant
wachsen.
Die geradlinigen Vorfahren versieht man mit der allgemein verwendeten
Nummerierung nach Kekule:
Dabei erhält der Proband, also in der Regel der Forscher, die
Nummer '1'. In jeder vorherigen Generation erhält der Vater
die verdoppelte Zahl des Kindes, und die Mutter die um eins erhöhte
Zahl des Vaters. Also der Vater des Probanden die '2' und die Mutter
die '3'. Die Großeltern väterlicherseits die '4' und
'5' und mütterlicherseits die '6' und '7' usw.
Wie
fängt man nun an
Der Anfang ist leicht gemacht, man sammelt zusammen, was man bei
sich und seinen direkten Angehörigen an Unterlagen und Informationen
über die Familie erlangen kann. Hier sind neben Urkunden und Familienbüchern
auch Bilder und alles was auf die Lebensumstände der Familie schließen
lässt, von Interesse. Hat man einige genauere Daten gesammelt, dann
lohnt sich der Gang in das betreffende Standesamt.
Standesämter
Dort sind in der Regel ab 01.10.1874 alle Personenstandsfälle verzeichnet
und man kann sich gegen Gebühr Geburten, Trauungen und Sterbefällen
bescheinigen lassen. In einigen Gebieten, wurden entsprechende Register
übrigens bereits früher geführt, z.B. im Rheinland um 1800.
Ich empfehle nicht Urkunden zu verlangen, da diese neu ausgefüllten Formblätter meist
nicht den kompletten Umfang an Informationen enthalten, informativer
sind Auszüge (also Kopien aus den Standesamtsbüchern). Darüber hinaus empfinde ich es als wesentlich
interessanter, die alte Schrift und Ausdrucksweise dokumentiert
zu haben. Die eigene Einsicht bzw. Suche in den Standesamtsregistern
ist nicht möglich. Die Gebühr für eine Beurkundung beträgt 7,- Euro.
Muss der Standesbeamte den Fall länger suchen, weil die Vorgaben
zu vage waren, können darüber hinaus Suchgebühren entstehen, dass
sollte man vorher erfragen. Die Bearbeitungszeit kann sehr unterschiedlich
sein, von sofort bis zu einigen Monaten. Das hängt dann nicht nur
vom Arbeitsaufkommen und der Organisation des Standesamtes ab, sondern
auch von der eigenen Vorbereitung und dem Auftreten gegenüber dem
Standesbeamten. Beachten muss man, das Auskünfte nur zu der direkten
Vorfahrenlinie gegeben werden. Die Verbindung mit der gesuchten
Person sollte sich also, anhand von Urkunden oder anderen Auszügen,
belegen lassen, insbesondere wenn der eigene Familiename nicht mit
dem des Gesuchten übereinstimmt.
Die so erhaltenen Beurkundungen enthalten Informationen, die die
weitere Recherche ermöglichen. So ist meist verzeichnet, wo derjenige
gelebt hat bzw. woher er gekommen ist und welchen Beruf er ausgeübt
hat. Zu einem Sterbefall kann unter anderem vermerkt sein wer hinterlassen
wurde. Zur Trauung sind oft die Geburtsdaten und die Eltern der
Ehepartner vermerkt oder ob einer der beiden bereits verheiratet
war. Bei der Geburt ist auf jeden Fall Vater und Mutter genannt.
So kann man sich dann von Generation zu Generation hangeln.
Kirchenbücher
Für die Zeit vor der standesamtlichen Beurkundungen, wird in erster
Linie auf die Kirchenbücher zurückgegriffen. Hier sind die Tauf-,
Trauungs- und Beerdigungsfälle aufgezeichnet. Der zusätzliche Informationsgehalt
in den Kirchenbüchern variiert regional und zeitlich stark. Man
sollte vor einer konkreten Anfrage oder einem Besuch Kontakt mit
der entsprechenden Gemeinde aufnehmen und sich erkundigen, ob die
Bücher für die entsprechende Zeit dort einsehbar sind, oder in ein
Archiv gegeben wurden bzw. für ein Archiv dupliziert wurden.
Kirchenbücher
in Gemeinden
Die in den Gemeinden anfallenden Gebühren oder erwarteten Spenden
können sehr unterschiedlich ausfallen. Bei den meisten Gemeinden
die ich besucht habe, konnte ich selbst Einsicht in die Bücher nehmen,
recherchieren und die entsprechenden Fälle herausschreiben, auch
die Daten zu Geschwistern meiner direkten Linie, da sich daraus
weitere Rückschlüsse zu den gemeinsamen Eltern und der Familie ergeben.
Meist liegen Namensregister zu den Büchern vor, so dass man nicht
Seite für Seite alle Einträge lesen muss, bis man den richtigen
gefunden hat. Trotzdem ist genügend Zeit einzuplanen.
Das Anfertigen von Kopien ist meist nicht erwünscht bzw. auch nicht
möglich.
Kirchenbücher
in Archiven
Lagern die Bücher in Archiven, fallen Gebühren je nach Archiv,
entweder als pauschaler Tagessatz oder nach Anzahl der angeforderten
Bücher, an. In der Regel muss man sich vorher anmelden und einen
Platz reservieren, oftmals auch längerfristig. Ein ad-hoc-Besuch
ist dadurch meistens ausgeschlossen. Manche Archive legen die Originalbücher
vor, andere haben ganze Buchkopien angefertigt oder die Bücher verfilmt,
und stellen diese auf Mikrofiches bereit. Die kopierten oder verfilmten
Bücher kann man sich meist selbst kopieren oder Kopien anfertigen
lassen.
Internetrecherche
Wie zu allen Bereichen kann man auch zum Thema Genealogie Unmengen
an Informationen aus dem Internet ziehen. Neben den Adressen gesuchter
Standesämter, Kirchen und Archive finden sich unzählige
Seiten von privaten Forschern und Vereinen im WWW. Einige, wie ich
finde, interessante Links habe ich auf meiner Seite "Quellen
und Links" zusammengefasst.
Mit etwas Glück findet man sogar Ergebnisse anderer Forscher,
die die eigenen Vorfahren betreffen. Wie immer im Internet sollte
man die gebotenen Informationen mit Vorsicht geniessen. Woher will
man wissen wiefundiert das Wissen fremder Leute ist und wie sorgfältig
ein anderer Hobbygenealoge seine Forschungen durgeführt hat, oder
ob derjenige die Daten passend gemacht hat?
Teilnehmen kann man auch an diversen Newsgroups mit regionalen oder
thematischen Schwerpunkten.
Vereine
Als Forscher kann man sich natürlich auch in genealogischen
oder heraldischen Vereinen engagieren, um so mit Gleichgesinnten
in Kontakt zu treten und seine Ergebnisse und Erfahrungen auszutauschen.
Auch hierzu habe ich einige unter "Quellen
und Links" zusammengestellt.
Weitere
Quellen
Hat man Glück, existieren zu den entsprechenden Gemeinden Verkartungen,
d.h. ein anderer Forscher oder Interessierter hat die Originalbücher
abgeschrieben und unter Umständen die Fälle familienweise zugeordnet
oder sogar in Verbindung mit weiteren Informationsquellen aufgearbeitet.
Ob solch eine Verkartung existiert kann der Pfarrer sagen, man wendet
sich an einen Heimat- oder genealogischen Verein, oder findet diese
im Archiv.
Parallel zu den Kirchenbüchern, aber spätestens wenn diese irgendwann
zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert versiegen oder verloren gingen
sind weitere Quellen heranzuziehen. So können Stadt- und Staatsarchive
aber auch große Büchereien wichtige Informationen bieten, die dann
jedoch nicht mehr unbedingt auf die einzelne Familie bezogen sind.
Wichtig sind hier
- historische Adress- und Bürgerbücher, Häuserlisten,
- Einbürgerungsurkunden, Kolonistenverzeichnisse und Auswanderungskarteien,
- Musterungslisten,
- Grund- und Hypothekenakten,
- Informationen zu Vereinen, Zunftrollen,
- Aufstellungen zu bestimmten Berufsgruppen wie Müller, Förster,
Hirten, Schäfer,
- etc.
Große
und kleine Hürden
Einige Hürden lassen sich aus dem vorhergehenden Aufsatz bereits
erkennen, weitere will ich nicht verschweigen. Natürlich muss man
lesen können, jeder der bis hierher kam, kann Times New Roman lesen.
Aber man ahnt zum Anfang ja nicht, wie viele verschiedene Schrifttypen,
gepaart mit der individuellen Handschrift des Einzelnen, es gibt.
Viel hängt auch von der jeweiligen Bildung und der Sorgfalt desjenigen
ab, der die Eintragungen vorgenommen hat.
Problematisch ist, dass der Pfarrer die Angaben zu Namen und fremden
Ortschaften in den Büchern oft nach Gehör geschrieben hat und sich
dadurch deren Schreibweise unter Umständen von mal zu mal unterscheiden.
Zusätzlich stolpert man immer wieder über Wörter, die es heutzutage
nicht mehr gibt, angefangen mit Berufs- und Verwandtschaftsbezeichnungen
bis zu Krankheiten und Datumsangaben.
Ebenso fließen in die Kirchenbücher, speziell in den katholischen,
lateinische Bezeichnungen ein, die man nicht im normalen Langenscheidt
findet, oder Abkürzungen die völlig unbekannt sind.
Aber das sind alles Umstände mit denen man mit der Zeit lernt
umzugehen.
Kleiner
Trost
Fertig wird man nie ! Man stelle sich vor man sucht nicht nur seine
Namensgeber, sondern alle direkten Vorfahren. Dann sind das, nach
10 Generationen, immerhin bis zu 1024 verschiedenen Nachnamen und
2046 Personen (!) und wir befinden uns dann ca. in der Zeit des
30-jährigen Krieges, also Anfang bis Mitte des 17. Jahrhunderts.
|